momentos ecuatorianos - 1

Hola und buenos días, ich bin’s. Nach knapp 3 Monaten melde ich mich mal wieder hier auf meinem Blog zurück. Trotz vollen Terminkalenders, wegen Arbeit, Deutsch- und Englisch-Stunden, Reisen, Univorbereitung, Leben und was sonst noch so ansteht, dachte ich mir, dass ich jetzt nach knapp 3 Monaten meine Erlebnisse und Gedanken wieder gerne mit Euch teilen möchte.

 

In den letzten 3 Monaten ist einiges passiert. Leider konnte ich mein Vorhaben, meine Reisen, Begegnungen und Gedanken erst einmal für mich selbst in meinem Reisetagebuch festzuhalten und zu sortieren nicht wirklich durchführen, denn nur wenige Tage nach dem Veröffentlichen meines letzten Blogeintrages, wurde mir im Nachtbus mein Rucksack samt schmutziger Wäsche vom Strand, FlipFlops und leider eben auch meinem Reisetagebuch gestohlen. Dieser Vorfall minderte meine Motivation des Schreibens deutlich und ich bin bis heute einfach nur wütend auf mich, dass ich nicht richtig aufgepasst habe und auf die Person, die mir mein Niedergeschriebenes, Eintrittskarten und kleine Erinnerungsstücke der ersten 7 Monate genommen hat. Aber es gibt ja noch diesen Blog, genau so wie die vielen Fotos und vor allem die Erinnerung und Bilder in meinem Kopf.

 

Zu diesen Erinnerungen und Bildern sind vor allem im Mai noch einige dazugekommen, als mich meine Eltern für 2 Wochen hier „in meinem Land“ besucht haben. Wir sind mit dem Mietwagen von hier, vom Norden des Andenhochlandes, bis in den südlichen Teil nach Cuenca gereist und dann von Guayaquil auf die Galápagos Inseln geflogen. Einige Ziele auf unserer Reise kannte ich schon, dennoch war es ein ganz anderes Gefühl mit meinen Eltern anstatt mit meinen Mitfreiwilligen dort zu sein und das Land zu entdecken. Trotz indigener Handarbeitsmärkte, heißen Thermalquellen, Vulkanen mit toller Aussicht auf ungewohnte Landschaften, leider verregneter Lagunen, Canoying und Zip-Lining, mehr oder weniger abenteuerlichen Zugfahrten, Inka-Ruinen, wunderschönen Kolonialstädten und friedlichen Nationalparks, muss ich einfach klar sagen, dass Galápagos mein Highlight dieser Reise war. Dieses kleine Paradies strahlt eine solch unfassbare Gelassenheit aus, wie man sie nur verspüren kann, wenn man nach seinem Schnorchelgang mit Seepferdchen, Wasserschildkröten und Kugelfischen am Strand liegt, neben einem die kleinen Seelöwen im Wasser plantschen und die Großen faul in der Sonne liegen und man an das gemütliche Frühstück der Galápagos-Riesenschildkröten denkt, welches man gestern beobachten durfte. Dann fühlt man sich wirklich genauso friedlich und tiefenentspannt, wie die schwarzen Iguana-Echsen, die man überall faul herumliegend sieht und sich schon gar nicht mehr für die Touristen interessieren, die aufgeregt und mit ein wenig Angstschweiß - wegen der Nähe zu den gefährlich aussehenden, vegetarischen Drachen - schon nun zum 137. Mal in den letzten 3 Tagen einen solchen schwarzen und ineinander verworrenen Haufen dort auf dem Weg fotografieren. Falls das jetzt ein wenig zu viele Eindrücke auf einmal waren, werde ich einen meiner nächsten Einträge – die ich mir fest vorgenommen habe zu verwirklichen – einigen Bildern der Reise mit meinen Eltern widmen.

 

Aber nicht nur reisetechnisch ist so einiges passiert. Auch auf der Arbeit haben sich einige Dinge geändert, wie beispielweise die Konstellation der Kinder in meinem Haus, was für mich bedeutete neue Bindungen und Freundschaften zu knüpfen, genauso wie aktuell mit vielen neuen Streitigkeiten und Unstimmigkeiten unter den Kindern umzugehen zu lernen. Zu helfen, wo man eben kann.

 

Da wären wir schon beim nächsten wichtigen Thema für mich: Mein Kleinprojekt. Wir Freiwilligen der Ecuador Connection e.V. haben die Möglichkeit mit Hilfe finanzieller Unterstützung durch Spenden und Gelder unserer Entsendeorganisation ein Projekt zu verwirklichen. Da die Kinder in meinem Haus nach dem Umzug aus dem Parkgelände von Yuyucocha Ende Januar nun keinen direkten Zugang mehr zu Spielgeräten wie Schaukel, Rutsche und Kletterhäuschen haben und das Grundstück um das neue Haus herum in seinem aktuellen Zustand wirklich nicht schön für Kinder zum Spielen ist, habe ich mir Folgendes vorgenommen: Ich möchte mit Hilfe von anderen Freiwilligen, Angestellten der Fundación und den Kindern ein eigenes Spiel-/Gartenhäuschen bauen und gestalten. Zur Zeit fehlen noch einige Gelder – deswegen mein Spendenaufruf auf facebook – aber ich hoffe, dass wir Anfang Juli schon mit dem Projekt beginnen können, denn so viel Zeit bleibt mir hier in Ibarra leider auch nicht mehr.

 

Ende August geht mein Flieger zurück nach Hause. Heute sind es noch genau 2 Monate, dann bin ich wieder da. Und doch gibt es irgendwie noch so einiges zu tun.

 

Dazu aber dann in den nächsten Berichten, denn eigentlich sollte meine „Einleitung“ zu diesem Blogeintrag gar nicht so lang werden und jetzt sind es doch schon wieder 700 Wörter, ohne zum geplanten Thema gekommen zu sein. Ich dachte mir nämlich, dass es als „Wiedereinstieg“ in das ecuadorianische-Freiwilligendienstler-Blogger-Leben doch ganz schön wäre, noch einmal einen Einblick in mein alltägliches Leben hier zu geben. momentos ecuatorianos – ecuadorianische Momente.

 

Ich muss zugeben, dass mir diese Idee vor allem kam, als ich mal wieder auf dem Blog meiner ehemaligen WG-Mitbewohnerin Anne unterwegs war, die gerade einen Freiwilligendienst in Hong Kong macht und auch immer mal wieder von ihren „Hong Kong Moments“ berichtet – kleiner Dank und lieber Grüß hiermit an Dich, Anne!

 

 

 

Hier also meine ersten 3 momentos ecuatorianos:

 

 

1 – Der Bus

 

Ich fahre eigentlich so gut wie jeden Tag Bus. 0,30$ egal für welche Strecke und höchstens 5-10 Minuten Wartezeit an so gut wie jeder beliebigen Straßenecke, sind nun mal auch einfach eine verlockende Sache – vor allem, wenn der Weg zur Arbeit seit dem Umzug nicht mehr ganz so unbeschwerlich mit dem Rad zu bewältigen ist wie zuvor. Die Linienbusse hier in Ibarra sind alle blau und am Namen der Vereinigung bzw. genauer an den vielen verschiedenen bunten Schildern mit Aufschrift vorne in der Windschutzscheibe, erkennt man, um welchen Bus es sich handelt. Hierbei gilt: Lieber 2mal draufgeguckt und alle Schilder gelesen, denn nur der mit den Namen „Las Palmas“ UND „Los Ceibos“ bringt mich auch wirklich zur Arbeit; der „Las Palmas“ - „Caranqui“ bringt mich knapp daran vorbei und fährt dann leider erst einmal wieder einige Kilometer aus der Stadt hinaus.

 

Ist es erst einmal geschafft, den richtigen Bus zu erwischen und die 30 Centavos bezahlt, kann man sich auf einem der meist Hartplastik-Sitze in Blau (Gelb ist für Menschen mit Behinderung, Senioren, Frauen mit Baby im Bauch oder auf dem Arm) niederlassen. Wenn man Glück hat, ist der Bus mit superweichen sofaähnlichen Sitzen à la Reisebus ausgestattet. Dann lässt sich die ruckelige Fahrt über die gepflasterten Straßen mit Bodenwellen richtig genießen – außer man sitzt genau über einem der Räder, dann hilft auch der weiche Untergrund oft nur selten gegen Gehirnerschütterung hervorrufende „Hopser“. Meistens wird man mit der typischen Reggaetón Musik beschallt oder dauerhafter Radiowerbung, kommt drauf an, wonach dem Fahrer eben gerade so ist. Die meisten Fahrer – oder vielleicht zumindest ihre Ehefrauen – scheinen außerdem ein Faible für leider mehr oder weniger geschmacklose Dekorationselemente zu haben. Seien es riesige Sticker von Sportmarken, Sprüche wie „Liebe Frau, sollte Ihre Tochter weinen und Liebeskummer haben, dann ist es wegen des Fahrers.“, grellbunte Wackelkopffiguren oder Puppen oder der einfach nur die weit verbreiteten Fransenvorhänge oben an den Fenstern oder um die Lampen und Lautsprecher an den Decken. Ich schätze es beispielsweise jedoch sehr, dass jeder Bus aber auch mindestens eine Art Schutzpatron hat wie zum Beispiel einen großen Jesus oder Maria Aufkleber und einen passenden Spruch dazu.

 

Habe ich dann genug von der ruckeligen, jedoch für mich meist sehr einschläfernden Fahrt (diese Bus-Nickerchen frischen meinen Tag immer wieder etwas auf!), stehe ich einfach auf und drücke den roten Stop-Knopf. An der nächsten Ecke wird gehalten, ich bedanke mich beim Fahrer, steige die Treppen hinunter und springe auf den Gehweg.

 

 

2 – Der Eckladen

 

Gerade ist Samstagmorgen bei mir. Okay na gut, vielleicht schon eher Samstagmittag. Aber nichtsdestotrotz werde ich nachdem ich diesen Blogeintrag beendet habe, runter zum kleinen Laden an der Straßenecke (= unsere „tienda“) gehen und mir die noch fehlenden Zutaten für mein Frühstück besorgen. Von diesen tiendas gibt es pro Straßenblog ungefähr eine und sie haben alle ein sehr ähnliches Sortiment, unterscheiden sich auch nur je nach Nettigkeit der Besitzerin minimal in den Preisen. Es gibt so ziemlich alles von Schokoriegeln und Milch über Obst, Toilettenpapier, Zahnpasta bis hin zu Grippetabletten. Sollte also das typische Allheilwundermittel „Heiße-Zitrone/Orange“ auch nicht mehr gegen die fiese Erkältung helfen und man das Fieber schon kommen spürt, kann man einfach zur nächsten tienda gehen und sich die kleinen orangefarbenen Tablettchen kaufen. Man bekommt dann genau die Anzahl, die man gerne hätte – bspw. 3 – diese wird dann aus der anscheinend durchaus existierenden Verpackung mit Beipackzettel herausgeschnitten und über den Tresen bzw. durch das Fenster gereicht. Die Anleitung zur Einnahme gibt’s dann mündlich vorgetragen von der tienda Frau, die alle nur herzlich „veci“ (= kurz für Nachbar) nennt und ebenfalls so genannt wird.

 

Okay, aber ich schweife irgendwie ab. Diese kleinen Läden sind jedenfalls die Retter in jeder Lebensmittel-, Streichholz- oder Zahnpastaknappheit, wenn es noch zu früh, schon zu spät oder man einfach zu faul ist, um zum nächsten richtigen Supermarkt oder Markt zu laufen. Ich bin meinen lieben vecis sehr dankbar für Ihre Existenz und wünschte, es gäbe in Deutschland auch (wieder) mehr solcher Frauen, die einfach den Eingangsbereich ihres Hauses / ihrer Wohnung oder ein zusätzliches Zimmer zur Straße hin als vollgestopften kleinen Lebensmittelmarkt nutzen würden. Man muss zwar hin und wieder einige Minuten warten, bis auf das Rufen hin, dass man gerne etwas kaufen möchte, jemand hinter den Regalen auftaucht, aber das Warten lohnt sich meistens, denn in diesen tiendas versteckt sich so meistens ein wenig von allem, was man braucht.

 

 

3 – Die Duschen

 

Wir können warm duschen. Meistens lauwarm. Mit eher geringem Wasserdruck. Also solange unsere Dusche nicht durchbrennt. Ja genau, richtig gelesen. Denn unser Duschkopf sieht eigentlich schon seit unserem Einzug hier so aus, als würde er nicht mehr so lange mitmachen wollen.

 

Um das jetzt vielleicht mal genauer zu erklären: Es gibt hier in Ecuador zwei große Möglichkeiten, wie man mit warmem Wasser duschen kann. (An der Küste und im Dschungel gibt es oft gar keine von beiden, denn es ist einfach so heiß und schwül, dass sogar so eine klassische Warmduscherin wie ich sich gerne mal unter kaltes Wasser stellt.)

 

Número uno: Gas. Für die Dusche gibt es eine extra Gasflasche, mit welcher dann das Wasser, was aus dem Duschkopf kommt, erhitzt wird. So funktioniert beispielsweise die Dusche in der WG unserer Mitfreiwilligen in Quito. Funktioniert bei korrekt angeschlossenem und aufgedrehtem Gas ziemlich perfekt, kann sogar manchmal etwas zu heiß werden, wenn man nicht rechtzeitig auch den Hahn für das kalte Wasser etwas öffnet.

 

Número dos: Elektrischer Duschkopf. Das ist die Variante, die in Ibarra stark vertreten ist und so auch in unserem Badezimmer. Das Wasser aus der Leitung wird im Duschkopf selbst mithilfe von Elektrizität erhitzt. Das erscheint nun auf den ersten Blick irgendwie als ein etwas bedenkliches Konzept, Elektrizität und Wasser so nah aneinander zu koppeln, jedoch hat es bis auf einige kleinere Stromschläge beim Berühren des Wasserhahns noch keine größeren Schäden zu beklagen gegeben. Die Sache mit dem erwähnten, geringen Wasserdruck ist wie folgt zu erklären: Dreht man das Wasser zu schnell zu viel auf (es gibt nur einen Hahn/Regler), kommt der Duschkopf nicht hinterher mit dem Erhitzen und das Wasser bleibt kalt. Jedoch darf man auch nicht zu zimperlich mit dem Aufdrehen sein, denn bei zu geringem Druck schaltet sich der elektrische Teil des Duschkopfes aus und das Wasser bleibt ebenfalls kalt. So viel Fingerspitzengefühlt ist bei gelegentlichem Bizzeln am Wasserregler gar nicht mal so einfach.

Hier noch ein paar Bilder aus dem Monat April: