2 Vulkane - 2 Welten

Quilotoa: Eine Kraterlagune

 

Das letzte Wochenende verbrachte ich mit meinem dänischen Mitfreiwilligen Andreas im Zentralen Hochland von Ecuador. Genauer gesagt in Latacunga, Salcedo und Quilotoa. Die ersten beiden sind Städte mit gemütlichem Flair und herrlichen grünen Parks im Zentrum, umgeben von prächtigen weißen Kolonialbauten. Das Highlight war jedoch sicherlich die Kraterlagune Quilotoa.

 

Ca. 2 Stunden westlich von Latacunga und der Panamericana auf knapp 3900m Höhe liegt der stille Vulkan mit seiner leuchtenden Kraterlagune, die laut den Einheimischen unendlich tief sei.

 

Wir hatten einen Führer gebucht, mit dem wir dort angekommen, hinunter zu Lagune und ein Stück am Ufer entlang um sie herum „wanderten“ und dann auch wieder hinaufstiegen. Hinunter brauchten wir 30 Minuten – hoch dann mehr als doppelt so lange, da die Höhe und der sehr steile Weg uns und unseren Lungen wirklich mal wieder zu schaffen machten, während unser Führer ganz locker auf dem sandigen Weg vorweg stiefelte. Aber als wir endlich wieder oben angekommen waren und das gute Mittagessen verschlangen, waren wir stolz, uns nicht (wie einige andere Besucher) auf dem Rücken eines Esels den Krater wieder hinauf hatten tragen lassen.

 

Die Luft an diesem Ort war unglaublich klar und wie schon so oft hier in Ecuador war es neben der Schönheit der Natur vor allem die Stille, die mich packte und die ich am liebsten mitgenommen hätte – so sehr ich die Musik hier auch liebe.

 

Zurecht ist Quilotoa eines DER Ziele in Ecuador, die man bereist haben sollte und ich freue mich schon im Mai mit meinen Eltern noch einmal hier her zurück zu kehren und dann vllt. mit ein bisschen besserer Aussicht auch mal den Cotopaxi im Hintergrund sehen zu können.

 

Die Lagune änderte je nach Sonneneinstrahlung ihre Farbe und sah an manchen stellen schon fast giftig grün aus, was ich versucht habe (so gut es halt nun mal geht) auch mit meiner Kamera einzufangen.

 

Cayambe: Der Schneegipfel

Gestern klingelte dann morgens um kurz nach 6 Uhr mein Wecker – eine doch recht unchristliche Zeit, vor allem für mich und für Sonntag – aber um 6:30 Uhr sollten wir schon von einem Bekannten, seinem Freund und dessen Auto abgeholt werden, um zusammen zum Cayambe, dem 3. höchsten Vulkan Ecuadors und dem höchst gelegenen Punkt über dem Mittelpunkt der Erde, zu fahren. Als die beiden dann (pünktlich ecuadorianisch 😉 ) um 7 Uhr da waren, ging die wilde Fahrt los.

 

Zu viert auf der Rückbank und die Rucksäcke unter Lukas‘ Plastikplane auf der Ladefläche des Pick-Ups fuhren wir erst knapp 1 ½ Stunden zum gleichnamigen Ort Cayambe, frühstückten dort die berühmten und typischen harten Kekse „Bizcochos“ (die man eigentlich mit dem ecuadorianischen Weichkäse zusammen isst, der uns aber allen nicht so zusagt und wir deshalb auf ihn verzichtet haben) und machten uns dann auf den eigentlich spannenden Teil der Fahrt – der Weg bis zur Schneegrenze des Cayambes. Auf der über einstündigen Fahrt wurden wir dauerhaft durchgeschüttelt dank der vielen Schlaglöcher und tiefen Reifenspuren und hin und wieder musste das Auto neu gestartet werden, da es sich lieber abwürgen ließ, als voranzukommen – was bei dem Zustand der Strecke und der Steigung an manchen Stellen auch irgendwie verständlich ist.

 

Endlich am ersten Schnee angekommen, ging es dann an den Aufstieg zum Refugio (= Schutzhütte). Immer wieder hielten wir an, um Fotos zu machen und durch den Schnee zu stampfen, der uns diesen Winter so gefehlt hatte – vor allem wenn wir die ganzen weißen Bilder von unseren Familien und Freunden zu Hause in Deutschland geschickt bekommen hatten! Außerdem hatten zwei meiner Mitfreiwilligen einige Probleme mit der Höhe (ca. 4300-4500m). Ich bin gestern wirklich den ganzen Tag ziemlich verschont geblieben, was das angeht. Vielleicht hatte ich mich durch meinen Tag auf dem Pichincha mit Charlie oder in Quilotoa letzte Woche schon deutlich mehr akklimatisiert als die beiden – ich musste zumindest erst gegen Ende auf knapp 5000m etwas schwerer atmen, als normalerweise.

 

Denn nach einer kleinen Mittagspause im Refugio ging es dann noch weiter hoch bis auf die 5000m – dort auf dem Weg zum Gipfel des Cayambe (5790m) liegt eine Lagune, die wir uns ansehen wollten. Leider war diese komplett von Schnee bedeckt, so dass wir sie nur erahnen konnten. Also kletterten (!) wir wieder hinunter zum Refugio, denn inzwischen war es Nachmittag und wir waren nass und kalt durch den teilweise mehr als kniehohen Schnee und wollten eigentlich nur noch wieder runter vom Berg, obwohl die Landschaft wirklich atemberaubend (haha Höhenwitz) war und das Erfolgsgefühl einige körperlichen Beschwerden durchaus entlohnte.

 

 

Verglichen mit Quilotoa lässt sich festhalten, dass ich von beiden Vulkanen einen Sonnenbrand im Gesicht mitgenommen habe (auf dem Cayambe trotz 50er Sonnencreme), ich die Stille von Quilotoa auf dem Cayambe vermisst habe – denn dort war es vergleichsweise wirklich laut durch den unfassbar starken Wind, der dort oben herrschte und das Laufen deutlich mehr erschwerte (vor allem gepaart mit zeitweiligem Schnee-/Eisregen) als die Höhe und die dünnere Luft und ich einfach mal wieder nicht glauben kann, wie vielseitig Ecuador doch einfach ist.

 

Anfang diesen Monats habe ich noch bei 27 Grad einen Surfkurs im Pazifik gemacht, dann eine wunderschöne grüne Berglandschaft inklusive leuchtender Lagune auf mehr als 3000m gesehen und dann bin ich gestern bei Minusgraden dem Himmel so nah gewesen wie noch nie zuvor, während ich durch strahlend weißen Schnee gestiefelt bin. DANKE dafür, Ecuador!